Kölner Elektronik-Kosmos zwischen Kunst und Autonomie
Im Kölnischen Kunstverein würdigt die Ausstellung „KOMPAKT 500“ über drei Jahrzehnte innovativen Musikschaffens eines Labels, das sich nicht allein als Plattenproduzent, sondern zugleich als Lebensraum und gesellschaftliches Manifest versteht. Seit der Gründung in den frühen Neunzigerjahren ist die Firma aus dem Belgischen Viertel international zum Inbegriff einer minimalistisch-melodiösen Spielart elektronischer Musik geworden – dem „Sound of Cologne“. Ausgehend von einem Freundeskreis entwickelte sich eine Unternehmung, die den konventionellen ökonomischen Logiken der Musikindustrie selbstbestimmte Strukturen entgegensetzt. In der Werderstraße vereint das Label dabei Studio- und Ladengeschäft, Musikwirtschaft und Alltagsleben unter einem Dach – inspiriert vom integrativen Konzept der Warhol'schen Factory.
Die Ausstellung, konzipiert anlässlich der 500. Veröffentlichung, versteht sich dabei keineswegs als reine Retrospektive, sondern eröffnet dezidiert Perspektiven und Impulse für zukünftiges kreatives Handeln. Mit vielfältigen Exponaten schlägt sie Brücken nicht nur zur Historie, sondern auch zum Jetzt und Morgen transversal vernetzter kultureller Praktiken. Dialogische Bezüge zwischen auditiven und visuellen Gestaltungsformen treten konkret zutage: Auf der eindrucksvollen „Wand aus Klang“ präsentieren sich chronologisch alle 500 Coververöffentlichungen seit 1998, flankiert durch ausgewählte Einzelstücke künstlerisch ambitionierter Editionen wie etwa der experimentellen „Kafkatrax“ oder der „Sun Ra Loops“. Persönlichkeiten aus Grafik und bildender Kunst beeinflussten maßgeblich das Erscheinungsbild der Produktionen, während zahlreiche Künstler*innen visuelle Arbeiten eigens für die Ausstellung beitrugen und das ikonische Adler-Logo kreativ neu interpretiert haben. „KOMPAKT 500“ dokumentiert auf diese Weise eine kulturelle Erfolgsgeschichte, deren verbindende und kreative Potenziale bis heute einlädt, ästhetische, kulturelle und gesellschaftliche Grenzen gedanklich zu überschreiten.