Reflexion der Erinnerungskultur in Köln
Die Ausstellung „se souvenir“ von Katharina Jahnke in der artothek – Raum für junge Kunst eröffnet eine reflexive Betrachtung der Erinnerungskultur, die deren subjektive Fragilität sowie objektive Beweiskraft ins Zentrum rückt. Im touristisch pulsierenden Raum zwischen Souvenirshops und urbaner Alltagskultur präsentiert Jahnke zwei Werkserien, welche die individuellen und kollektiven Schichten des Erinnerns sondieren.
Die Serie „wiegehtesdirmirgehtesgut“ umfasst rund 30 Zeichnungen basierend auf gebrauchten Ansichtspostkarten, die einst intime, inzwischen verlorene zwischenmenschliche Verbindungen dokumentieren. Durch diese grafische Aneignung entfaltet sich eine subtile Dialektik aus voyeuristischem Einblick und kritischer Befragung der schwindenden Praxis handschriftlicher Urlaubskommunikation – ein sensibler Kommentar zur digitalen Ablösung tradierter Kommunikationsweisen.
Die anschließende Serie „Cologne“ verbindet Collagen aus historischen Sehenswürdigkeiten und Ikonen touristischer Stadtdarstellungen mit Motiven aus traditionellen Kulturbildbänden zu surreal-neuen Lokalitäten. Gerade diese Arbeiten offenbaren ein tieferes Verständnis des urbanen Gewebes Kölns als manche zeitgenössische Hochglanzdarstellung und erzeugen ein Spannungsfeld zwischen Nostalgie und Gegenwartserfahrung.
Installativ in Dialog gesetzt, spiegeln beide Serien kritisch das unmittelbare Umfeld wider und ermöglichen gleichzeitig den Rückgriff auf eigene Erinnerungswelten – eine fein ausbalancierte Reflexion über Zeitlichkeit, kulturelles Gedächtnis und städtische Identität.