Der Kulturreformer K.E. Osthaus gründete 1902 in Hagen das „Folkwang“ als Museum für zeitgenössische Kunst und Formgebung. Sein nächstes Ziel ab 1906: die Schaffung eines „Experimentierfeldes modernen Bauens“ („Hohenhagen“, Haßleyer Straße/Stirnband). Nur der aufkommenden Moderne zugeneigte Architekten durften hier zum Zuge kommen, etwa Peter Behrens und Henry van de Velde. Das Experimentierfeld kam aber nicht über Ansätze hinaus.
Im Eckbereich zur Haßleyer Straße schuf Architekt und Industriedesigner Behrens die Häuser Schröder (1909, kriegszerstört), Cuno (1909/10, Haßleyer Straße 35) und Goedecke (Amselgasse 1, 1911/12). An der Villa Cuno (heute: Kindertagesstätte) arbeitete Walter Gropius als Bauleiter mit. Die Villa Hoesch, Goldene Pforte 1 (heute: Wirtschaftsverband), stammt von Theodor Merrill (um 1925), das Haus Goldene Pforte 2 von den Gebr. Ludwigs (1937).
Der hintere Teil von „Hohenhagen“/Stirnband sollte von Henry van de Velde bebaut werden, der hier ca. 12 Landhäuser vorsah. Gebaut wurde letztlich aber nur der heute museal genutzte „Hohenhof“. Die von der Familie des Kunstmäzens K.E. Osthaus bewohnte Villa, eines der architekturgeschichtlich bedeutendsten Gebäude aus der Zeit um 1910 in NRW, fußt auf einem Entwurf von 1906. Bis 1908 verwirklichte van de Velde ein Gesamtkunstwerk, d.h., er entwarf nicht nur die „äußere Hülle“, sondern auch die Innenausstattung. Kalkstein und Verschieferung zeigen Einflüsse des bergisch-märkischen Bauens. Auch sind noch Jugendstildetails erkennbar.
In die Konzeption musste van de Velde mehrere Kunstwerke einbinden, u.a. von Henry Matisse, Ferdinand Hodler und Hermann Haller (von ihm sind die Reliefs am Eingang). Im Garten: das Grabmal von Osthaus (1921 verstorben), Bildhauer: J. I. Auerbach.
Im Bereich Stirnband 38-54 kam 1910/14 der Niederländer Johannes L.M. Lauweriks zum Zug. Das überzeugte Mitglied der Theosophischen Vereinigung war vor seinem Wechsel nach Hagen (1909) als Architekturlehrer an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf tätig (unter Gründungsdirektor Peter Behrens). Bereits in dieser Funktion propagierte er eine auf einem stringenten Maßsystem fußende Entwurfsmethode, womit er die Normierung im modernen Hausbau vorwegnahm. Am deutlichsten konnte Lauweriks sein Prinzip im Haus Stirnband 38 verwirklichen. Bewohnt wurde es anfänglich von dem Begründer der modernen Glasmalerei in Deutschland, Johan Thorn Prikker. Im Haus Stirnband 48, geschmückt mit einer Karyatide, lebte und arbeitete die Bildhauerin Milly Steger.
Für das gegenüberliegende Waldstück gab es verschiedene Projektideen, u.a. von Bruno Taut, der 1920 einen Entwurf für eine Folkwangschule vorlegte.
Zu den Studenten von Peter Behrens in dessen Zeit an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule gehörte auch der junge Hagener Leopold Ludwigs. Zusammen mit seinem Bruder Heinrich gründete er 1907 das Architekturbüro Gebr. Ludwigs, das rasch zahlreiche Aufträge erhielt. Insbesondere im Umfeld von Osthaus’ Experimentierfeld modernen Bauens „Hohenhagen“ konnte das Büro Ludwigs vor und nach dem Ersten Weltkrieg mehrere Landhausentwürfe – oft für Fabrikantenfamilien – realisieren, so die Villen Haßleyer Straße 10 („Haus Nest“, 1909/11), Haßleyer Straße 14 (1909/11) und Haßleyer Straße/Ecke Eppenhauser Straße 136 (1927).
Drei weitere überaus individuell geschmückte Ludwigs-Villen aus der „Ära 1910“ stehen in der Eppenhauser Straße, Hausnummern 151, 153, 155. Die Villa Kerckhoff, Lohestraße 3, wurde 1922 im englischen Landhausstil gebaut, gepaart mit expressionistischen Stilelementen.